Geführte Meditation - Die Identifikation mit dem Körper lösen
"Geister sind verbunden, Körper sind es nicht. Nur wenn man dem Geist die Eigenschaften des Körpers zuweist, scheint Trennung möglich zu sein. Der Geist kann nicht angreifen, aber er kann Phantasien machen und den Körper anweisen, sie auszuagieren."
Wir vergessen inmitten des täglichen Lebens oft unsere wahre Natur und Identität. Ein zentraler Gedanke, der uns zu unserem Ursprung führt, lautet: “Ich bin kein Körper, ich bin frei. Ich bin nach wie vor, wie Gott mich schuf.” Diese Worte erinnern uns daran, dass unsere wahre Essenz nicht an die physischen Grenzen unseres Körpers gebunden ist, sondern vielmehr in der grenzenlosen Freiheit unseres Geistes liegt.
Das Problem der Trennung beginnt mit der Illusion, dass wir voneinander und vor allem von unserem Schöpfer getrennt sind. Diese Trennung erzeugt das Gefühl, ein Körper zu sein, isoliert, verletzbar und begrenzt. Es nährt Angst, Schuld und Konflikt, während es die Verbindung und Einheit übersieht, die jenseits aller körperlichen Erscheinungen liegt.
Die Verwechslung der Ebenen und ihre Konsequenzen
Die Identifikation mit dem Körper ist der Anfang aller Formen von Trennung, da sie einen grundsätzlichen Irrtum birgt: die Verwechslung von unserem wahren Selbst mit der physischen Form. Diese Verwechslung führt zu einer grundlegenden Illusion, die uns glauben lässt, wir seien voneinander, von unserer Essenz und von Gott getrennt.
Wenn wir uns primär als Körper identifizieren, neigen wir dazu, andere ebenfalls auf körperliche Erscheinungen zu reduzieren. Dies verstärkt die Illusion von Gegensätzen: “Ich” im Kontrast zu “anderem.” Diese Illusion schafft eine gefühlte Notwendigkeit der Verteidigung und Abgrenzung.
So betreten wir den Zyklus von Urteil, Konkurrenz und schließlich Konflikt – der Kern von zwischenmenschlichen und globalen Auseinandersetzungen oder im Extremfall sogar Krieg.
Die Trennung von der Einheit nährt Angst, da wir einen Verlust unserer wahren Sicherheit und Zugehörigkeit empfinden. Um diese Lücke zu füllen, suchen wir oft nach Macht über andere oder Schutz vor vermeintlichen Bedrohungen. Dieser fortwährende Kampf erzeugt Unfrieden in uns selbst, der auf die Welt projiziert wird. Der Körper, als Symbol dieser Trennung, wird dabei zum Schauplatz des Konflikts, sowohl innerlich als auch äußerlich.
Ein mögliches Gegengewicht zu dieser Dynamik stellt die bewusste Erinnerung an unsere geistige Einheit und Verbundenheit dar, die jenseits der körperlichen Grenzen existiert. Durch die Erkenntnis und Erfahrung dieser Wahrheit können wir das Muster der Trennung durchbrechen und zu einem Zustand des Friedens und der Einheit zurückkehren.
Unser wahrer Zustand ist der des Geistes, der ewig und unverändert bleibt. Diese Erkenntnis lädt uns ein, über die Illusionen der Trennung hinauszuschauen und die vollkommene Einheit mit Gott zu erfassen, die uns innewohnt. Es ermutigt uns, die festgehaltenen Bilder und Überzeugungen von Trennung loszulassen und die Ewigkeit unserer Schöpfung zu entfalten, die in Frieden und Freiheit ruht.
Die Identifikation auflösen, nicht den Körper!
Die Übung könnte dazu verleiten, dem Körper gar keine Aufmerksamkeit zu schenken – ihn schlichtweg zu ignorieren. Das ist eine Falle, in die auch ganze Religionen getappt sind. Man denke nur an indische Gurus, die jahrelang einen Arm in die Luft halten, um sich zu beweisen, dass sie nicht ihr Körper sind.
Du hast sicherlich schon einmal erlebt, wie sich Menschen mit ihrem Auto identifizieren. Formulierungen wie: „In die Parklücke komme ich nicht rein“ oder „Mir ist gestern jemand hineingefahren“ verdeutlichen, was mit dieser Identifikation gemeint ist.
Wenn du feststellst, dass ‚dein‘ Auto einen Kratzer hat, und du dich darüber aufregst, dann zeigt sich deine Identifikation. Es beginnt im Grunde schon damit, dass du glaubst, es sei dein Auto. Besitz führt uns oft zu der Überzeugung, dass etwas tatsächlich uns gehört. Dabei ist es nur ein Konzept, das wir selbst geschaffen haben.
Trotzdem pflegst du das Auto und bringst es regelmäßig zum TÜV. Du tust das, um es als das zu nutzen, wofür es gedacht ist – als Transportmittel. Was auch immer dem Auto widerfährt, es betrifft dich nicht wirklich. Du bist nicht das Auto.
Experiment - Die Illusion des Körpers
In einem Experiment schlagen wir Passanten mit einem Hammer auf die Hand. Natürlich handelt es sich hierbei nicht um ihre echte Hand, sondern um eine Illusion. Die Reaktion auf den Hammerschlag fällt jedoch so aus, als handele es sich bei der Gummihand um einen echten Körperteil. Wie kann das sein?
Aus dem Übungsbuch vom Kurs - Lektion 277
“Dein Sohn ist frei, mein Vater. Ich will mir nicht einbilden, dass ich ihn durch die Gesetze band, die ich machte, um den Körper zu beherrschen. Er unterliegt keinen Gesetzen, die ich machte und durch welche ich versuche, den Körper sicherer zu machen. Er wird durch das, was veränderlich ist, nicht verändert. Er ist kein Sklave irgendwelcher Gesetze der Zeit. Er ist, wie du ihn schufst, weil er kein Gesetz kennt außer dem Gesetz der Liebe.”
Geführte Meditation zur Loslösung von der Identifikation mit dem Körper
Finde einen ruhigen und bequemen Ort, an dem du ungestört bist. Setze dich in eine entspannte Haltung oder lege dich hin. Schließe die Augen und nimm einen tiefen Atemzug. Spüre, wie die Luft langsam in deinen Körper strömt, deine Lungen füllt und wieder sanft aus dir hinaus fließt.
Lass alle Anspannung los. Lass deinen Geist still werden und bringe deine Aufmerksamkeit in den gegenwärtigen Moment.
Nimm nun deinen Körper wahr. Spüre den Raum, den er einnimmt. Spüre die Verbindung deines Körpers zur Erde, die Berührungspunkte deines Körpers mit dem Boden oder der Unterlage. Nimm wahr, wie du dich in deinem Körper fühlst. Beobachte jeden Bereich deines Körpers ohne Urteil, einfach nur als neutraler Beobachter.
Nun beginne, deinen Körper gedanklich Stück für Stück loszulassen. Visualisiere zunächst dein rechtes Bein. Spüre es, von der Hüfte bis hinunter zu den Zehen. Nimm wahr, wie es sich anfühlt, einfach nur zu sein, ohne es zu bewegen.
Jetzt stell dir vor, dass dieses Bein sich sanft von deinem Körper löst, als würde es sich in Licht oder Energie auflösen. Es verschwindet langsam aus deiner Wahrnehmung. Es ist nicht mehr da, aber du bist immer noch hier – ganz präsent.
Jetzt wende dich deinem linken Bein zu. Spüre auch dieses Bein, von der Hüfte bis zu den Zehen. Fühle seine Schwere oder Leichtigkeit. Und dann lass auch dieses Bein los. Sieh, wie es sich auflöst, als würde es langsam verschwinden, ohne jede Anstrengung. Du bist immer noch hier, vollkommen präsent, obwohl die Beine nicht mehr da sind.
Nun richte deine Aufmerksamkeit auf deinen rechten Arm. Spüre ihn, von der Schulter bis in die Fingerspitzen. Fühle ihn und lass ihn dann sanft los. Er verschwindet, löst sich in Licht oder Energie auf. Es gibt keinen Widerstand, nur ein sanftes Loslassen. Du bist immer noch hier, ohne den rechten Arm.
Gehe nun zu deinem linken Arm. Spüre auch diesen Arm, spüre, wie er sich einfach in deinem Bewusstsein zeigt. Lass ihn dann los. Er löst sich sanft auf, wird immer leichter, bis er nicht mehr existiert. Du bist immer noch hier, ohne beide Arme, ohne beide Beine. Du bist da, als reiner Geist.
Richte deine Aufmerksamkeit jetzt auf deinen Rumpf, deinen Bauch, deinen Rücken, deine Brust. Spüre diesen Bereich deines Körpers. Atme tief ein und aus und lass auch diesen Bereich los. Sieh, wie er sich auflöst, verschwindet. Dein Herz schlägt, aber du brauchst keinen Körper mehr, um zu existieren. Du bist hier, bewusst, ohne den physischen Körper.
Nun wende deine Aufmerksamkeit deinem Kopf zu. Spüre das Gewicht deines Kopfes, die Weichheit oder Anspannung in deinem Gesicht. Fühle dein Kinn, deine Augen, deine Stirn. Und jetzt lass auch deinen Kopf los. Es beginnt zu verschwinden, bis nur noch dein Gehirn übrig bleibt. Du bist immer noch präsent, du bist hier.
Nun richte deine Aufmerksamkeit auf dein Gehirn. Es scheint der letzte verbleibende Teil deines Körpers zu sein. Aber auch das ist nicht das, was du wirklich bist. Stell dir vor, dass dein Gehirn sich in der Mitte teilt. Eine Hälfte löst sich sanft auf. Jetzt bleibt nur noch die andere Hälfte.
Lass jetzt auch diese Hälfte immer kleiner werden. Stell dir vor, dass nur noch 10 Prozent davon übrig sind. Dann 5 Prozent. Dann 1 Prozent. Du bist immer noch hier, völlig präsent, obwohl dein Gehirn fast vollständig verschwunden ist.
Jetzt stell dir vor, dass nur noch eine einzige Zelle übrig ist – eine Zelle, die aus deinem Gehirn stammt. Doch auch diese Zelle ist nicht das, was du bist. Beobachte, wie sie sich in Moleküle auflöst, wie diese Moleküle sich in Atome aufspalten. Lass die Atome kleiner und kleiner werden, bis du nur noch Quarks und subatomare Teilchen siehst.
Jetzt lass auch diese subatomaren Teilchen los. Alles, was von deinem physischen Körper übrig war, hat sich inzwischen vollständig aufgelöst. Doch du bist immer noch hier, als reines Bewusstsein, als reiner Geist.
Du bist nicht dein Körper. Du bist nicht die Moleküle oder die Zellen, aus denen er besteht. Du bist reiner Geist, verbunden mit allem, was ist. Du existierst jenseits der physischen Form, in einem Zustand der grenzenlosen Freiheit.
Nimm dir einen Moment, um dieses Gefühl der Losgelöstheit und Weite zu genießen. Spüre die Leichtigkeit, die Freiheit, das Einssein mit dem Universum.
Wo bist Du?
Wer bist Du?
Wenn du bereit bist, nimm langsam wieder deinen Atem wahr. Spüre die sanfte Bewegung des Atems in deinem Körper. Fühle, wie dein Bewusstsein langsam wieder den physischen Raum um dich herum betritt. Du kannst beginnen, deine Finger und Zehen leicht zu bewegen. Nimm deinen Körper wieder bewusst wahr, aber erinnere dich daran, dass du nicht dein Körper bist.
Wenn du soweit bist, öffne langsam deine Augen. Bleibe noch einen Moment in dieser ruhigen, bewussten Präsenz, wissend, dass du immer der Geist bist, frei und unbegrenzt.